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Die Strausse

Afrikanischer Strauss

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Der Afrikanische Strauss (Struthio camelus) gehört zu den Laufvögeln und ist der grösste lebende Vogel der Erde. Während er heute nur noch in Afrika südlich der Sahara heimisch ist, war er in früheren Zeiten auch in Westasien beheimatet. Für den Menschen war der Strauss wegen seiner Federn, seines Fleisches und seines Leders seit jeher von Interesse, was in vielen Regionen zur Ausrottung des Vogels führte.

Merkmale

Die Männchen des Strausses sind bis zu 250 Zentimeter hoch und haben ein Gewicht bis zu 135 Kilogramm. Weibchen sind kleiner: Sie sind 175 bis 190 Zentimeter hoch und 90 bis 110 Kilogramm schwer.

Die Männchen, Hähne genannt, haben ein schwarzes Gefieder. Davon setzen sich die Schwungfedern der Flügel und der Schwanz weiss ab. Die Weibchen, Hennen genannt, haben dagegen ein eher unscheinbares, erdbraunes Gefieder; Flügel und Schwanz sind bei ihnen heller und haben eine weisslichgraue Farbe. Das Jugendkleid ähnelt dem Aussehen des Weibchens, ohne die charakteristische Absetzung von Flügeln und Schwanz. Frisch geschlüpfte Küken sind dagegen rehbraun. Ihr Daunenkleid weist dunkle Tupfen auf. Die Daunen des Rückengefieders sind igelartig borstig aufgestellt. Die nackten Beine sowie der Hals sind je nach Unterart grau, graublau oder rosafarben. Beim Männchen leuchtet die Haut während der Brutzeit besonders intensiv.

Der Strauss hat ferner einen langen Hals, der überwiegend nackt ist. Der Kopf ist in Relation zum Körper klein. Die Augen sind mit einem Durchmesser von 5 Zentimetern die grössten aller Landwirbeltiere.

Das Becken der Strausse ist ventral durch eine Schambeinfuge (Symphysis pubica) geschlossen. Bei allen nicht-straussenartigen Vögeln ist dies nicht der Fall. Es wird von den drei spangenartigen Beckenknochen (Darmbein, Sitzbein, Schambein) gebildet, zwischen denen grosse Öffnungen bestehen, die durch Bindegewebe und Muskulatur verschlossen sind. Der Strauss hat sehr lange Beine mit einer kräftigen Laufmuskulatur. Seine Höchstgeschwindigkeit beträgt etwa 70 km/h; eine Geschwindigkeit von 50 km/h kann der Strauss etwa eine halbe Stunde halten. Als Anpassung an die hohe Laufgeschwindigkeit besitzt der Fuss, einzigartig bei Vögeln, nur zwei Zehen (Didactylie). Zudem können die Beine als wirkungsvolle Waffen eingesetzt werden. Beide Zehen tragen Krallen, von denen die an der grösseren inneren Zehe bis zu zehn Zentimeter lang ist.

Das Brustbein (Sternum) trägt, wie bei allen Straussenartigen, keinen Brustbeinkamm. Dadurch wirkt es platt und flach wie ein Floss (lat. Ratis), weshalb diese Vogelgruppe auch als Ratiten bezeichnet wird. Wie alle Vögel besitzt der Strauss einen vollständigen Schultergürtel. Eine Besonderheit ist die starke Verschmelzung von Rabenbein (Os coracoideum) und Schlüsselbein (Clavicula), zwischen denen lediglich ein ovales Loch offen bleibt.

Die Flügel sind für Laufvögel recht gross, aber wie bei allen Laufvögeln nicht zum Fliegen geeignet. Das Eigengewicht eines Strausses liegt weit über dem Gewicht, das es einem Vogel noch ermöglichen würde, sich in die Luft zu erheben. Die Flügel dienen stattdessen zur Balz, zum Schattenspenden und zum Halten des Gleichgewichts beim schnellen Laufen. Als einziger rezenter Vogel besitzt der Strauss an allen drei Fingern Krallen.

Stimme

Zu den typischsten Lautgebungen des Strausses gehört ein Ruf des Männchens, der dem Brüllen eines Löwen ähnelt. Ein tiefes „bu bu buuuuu huuu“ wird mehrmals wiederholt. Der Laut wird bei der Balz und beim Austragen von Rangstreitigkeiten ausgestossen. Daneben sind Strausse beiderlei Geschlechts zu pfeifenden, schnaubenden und knurrenden Lauten in der Lage. Nur junge Straussenküken geben auch melodischere Rufe von sich, die dazu dienen, das Muttertier auf sie aufmerksam zu machen.

Verbreitung und Lebensraum

Das natürliche Verbreitungsgebiet des Strausses ist Afrika, insbesondere Ost- und Südafrika. Ausgestorben ist er auf der Arabischen Halbinsel, in Westasien sowie in Afrika nördlich der Sahara.

Strausse leben in offenen Landschaften wie Savannen und Wüsten. Bevorzugt werden Habitate mit kurzem Gras und nicht zu hohem Baumbestand. Wo das Gras höher als einen Meter wächst, fehlen Strausse. Gelegentlich dringen sie in Buschland vor, bleiben dort aber nicht lang, da sie an schneller Fortbewegung gehindert werden und dort nicht weit blicken können. Reine Wüsten ohne Vegetation eignen sich nicht als ständiger Lebensraum, werden aber auf Wanderungen durchquert. Weil Strausse ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf aus der Nahrung beziehen können, benötigen sie keinen Zugang zum Wasser, und lange Trockenperioden sind ebenfalls kein Problem für sie.

In Australien gibt es einige hundert Strausse, die aus Farmen entlaufen und verwildert sind. Natürlich heimisch sind Strausse dort nicht.

Lebensweise

Aktivität

Strausse sind tagaktive Vögel, die besonders in den Dämmerungsstunden aktiv sind. In Zeiten mit knappem Nahrungsangebot müssen sie grosse Wanderungen unternehmen und sind in der Lage, in der Mittagssonne zu wandern. Nachts ruhen sie, wobei sie für gewöhnlich die Hälse aufrecht und die Augen geschlossen halten. Nur für kurzzeitige Tiefschlafphasen werden Hals und Kopf auf das Rückengefieder oder auf den Boden gebettet.

 

Sozialverhalten

Ausserhalb der Brutzeit leben Strausse für gewöhnlich in lockeren Verbänden, die zwei bis fünf, in manchen Gegenden aber auch hundert und mehr Tiere umfassen können. In Wüstengegenden sammeln sich bis zu 680 Tiere um Wasserlöcher. Der Zusammenhalt der Straussenverbände ist locker, denn die Mitglieder der Gruppe kommen und gehen nach Belieben. Oft sieht man auch einzelne Strausse. Trotzdem gibt es innerhalb der Gruppen klare Hierarchien. Rangstreitigkeiten werden meistens durch Drohlaute und Drohgebärden geregelt; dabei werden Flügel und Schwanzfedern aufgestellt und der Hals aufrecht gehalten. Der rangniedrigere Vogel zeigt seine Unterwerfung, indem er den Hals U-förmig biegt und den Kopf nach unten hält; auch Flügel und Schwanz zeigen nach unten. Selten kann eine Rangstreitigkeit in einen kurzen Kampf münden.

Zur Fortpflanzungszeit lösen sich diese losen Verbände auf, und geschlechtsreife Männchen beginnen mit dem Sammeln eines Harems.

Ernährung

Strausse sind vorwiegend Pflanzenfresser, nehmen gelegentlich aber auch Insekten und andere Kleintiere zu sich. Vorwiegend fressen sie Körner, Gräser, Kräuter, Blätter, Blüten und Früchte. Insekten wie Raupen und Heuschrecken sind nur Beikost. Bevorzugt wird Nahrung, die vom Boden aufgepickt werden kann. Nur ausnahmsweise werden Blätter oder Früchte von Sträuchern oder Bäumen aufgelesen. Strausse können ihre Nahrung optimal verwerten, wofür ein 14 Meter langer Darm sorgt. Der Muskelmagen kann bis zu 1300 Gramm an Nahrungsmenge aufnehmen. Um die Zerkleinerung der Nahrung zu fördern, schlucken Strausse Sand und Steine (Gastrolithen) und haben die Neigung, alle möglichen kleinen Objekte aufzupicken, die ähnliche Zwecke erfüllen könnten. In Straussenmägen wurden daher schon Münzen, Nägel und ähnliche Gegenstände gefunden. Bis zu 45 Prozent des Muskelmagen-Inhalts können solche als Verdauungshilfe geschluckten Materialien betragen.[1]

Feinde [Bearbeiten]

 

Die wichtigsten Feinde des Strausses sind Löwen und Leoparden. Indem sich Strausse meistens in Gruppen aufhalten, schützen sie sich durch gemeinsame Beobachtung vor der Gefahr. Dadurch verringert sich für den einzelnen Vogel das Risiko, als Beute auserwählt zu werden; zudem hat jedes Gruppenmitglied mehr Zeit zum Fressen. In den Savannen schliessen sich Strausse oft den Herden von Zebras und Gazellen an, da diese Tiere wachsam nach denselben Raubtieren Ausschau halten.

Ein weit verbreitetes Gerücht besagt, dass der Strauss bei Bedrohung durch Feinde den Kopf in den Sandboden steckt. Tatsächlich rettet sich der Strauss, der eine sehr hohe Laufgeschwindigkeit erreichen kann, meist durch Davonlaufen. Er ist aber auch in der Lage, sich mit einem gezielten Tritt zu verteidigen, der einen Löwen oder einen Menschen zu töten vermag. Vor allem brütende Strausse jedoch legen sich bei nahender Gefahr oft auf den Boden und halten Hals und Kopf dabei gerade ausgestreckt. Da aus der Ferne der flach am Boden liegende Hals nicht mehr zu sehen ist, könnte dieses Verhalten zu der Legende geführt haben. Denkbar wäre auch, dass man bei der Beobachtung von Straussen auf grössere Distanz durch flirrende Luft über heissem Steppenboden einer optischen Täuschung erlegen ist. Bei diesem Effekt "verschwindet" der Kopf grasender Strausse optisch für den entfernten Betrachter.

Fortpflanzung

Revier und Gelege

Die Paarungszeit ist in unterschiedlichen Regionen Afrikas sehr verschieden. In den Savannen Afrikas fällt sie in die Trockenzeit zwischen Juni und Oktober. In trockeneren Gegenden, zum Beispiel in der Wüste Namib, dauert die Fortpflanzungszeit hingegen das ganze Jahr an.

Die Hähne werden in der Paarungszeit territorial. Sie verteidigen dann ein Revier mit einer Fläche zwischen 2 und 15 km². Die Grösse des Reviers ist dabei abhängig vom Nahrungsangebot. Je fruchtbarer der Landstrich ist, in dem sich das Revier befindet, desto kleiner ist es. Zur Revierverteidigung zählen revieranzeigende Rufe sowie ein Patrouillieren des Reviers. Andere Männchen werden vom territorialen Hahn durch Drohgebärden aus dem Revier vertrieben, Weibchen jedoch mit einem Balzritual empfangen.

Obwohl monogame Paare vorkommen, hat in der Regel ein Hahn einen ganzen Harem. Eines der Weibchen ist dabei eindeutig als Haupthenne auszumachen. Es hat ebenso wie der territoriale Hahn ein eigenes Territorium, das eine Grösse von bis zu 26 Quadratkilometer umfasst.Daneben gibt es mehrere rangniedrige Weibchen, die so genannten Nebenhennen. Die Haupthenne bleibt mit dem Hahn oft über mehrere Jahre zusammen. Bei den Nebenhennen handelt es sich meistens um recht junge Weibchen.

Der Hahn paart sich zunächst mit der Haupthenne, sodann mit den Nebenhennen. Der Paarung geht ein Balzritual voraus, bei dem der Hahn seine Flügel präsentiert und sie abwechselnd auf und ab schwingt. Gleichzeitig bläst er seinen farbigen Hals auf und lässt ihn ebenfalls abwechselnd nach links und rechts pendeln. Mit stampfenden Füssen geht der Hahn in dieser Position auf die Henne zu. Das Weibchen zeigt seine Paarungsbereitschaft mit einer Demutsgeste, bei der es den Kopf und die Flügel hängen lässt. Im Anschluss an die Paarung wählt die Haupthenne eine der Nestgruben, die der Hahn zuvor angelegt hat. Dies sind mit den Füssen in die Erde gekratzte Kuhlen mit einem Durchmesser von etwa 3 Metern.

Die Nebenhennen legen ihre Eier in dasselbe Nest wie zuvor die Haupthenne und werden nach dem Legen von der Haupthenne vertrieben. Oft gehen sie danach in das Revier eines anderen Straussenhahns, mit dem sie ebenfalls die Paarung eingehen.

Die Haupthenne legt durchschnittlich acht, selten bis zu zwölf Eier. Hinzu kommen je Nebenhenne zwei bis fünf Eier. In den grossen Gemeinschaftsnestern liegen am Ende bis zu achtzig Eier. Die Eier sind glänzend weiss, bis zu 1.900 Gramm schwer und haben einen Durchmesser von 15 Zentimetern, ihr Inhalt entspricht dem von 24 Hühnereiern. Damit zählen sie absolut gesehen zu den grössten Eiern der Welt, in Relation zur Körpergrösse des ausgewachsenen Tiers sind sie jedoch die kleinsten.

Brutpflege und Aufzucht der Jungvögel

Nur das eigentliche Paar verbleibt schliesslich am Nest und sorgt gemeinsam für die Brut. Da ein Vogel mit seinem Körper nur maximal zwanzig Eier bedecken kann, entfernt die Haupthenne zuvor die überschüssigen Eier der inzwischen vertriebenen Nebenhennen. In der Mitte des Nestes werden die eigenen Eier platziert, die von der Haupthenne offenbar an Grösse und Gewicht zugeordnet werden können. Obwohl die eigenen Eier also bevorzugt werden, ist immer noch Raum für zehn bis fünfzehn Eier von Nebenhennen, die mit ausgebrütet werden. Doch nicht nur die Nebenhennen profitieren von dieser Verhaltensweise: Wird das Gelege von Eierräubern angegriffen, sind mit höherer Wahrscheinlichkeit die aussen liegenden Eier der Nebenhennen betroffen, was einen zusätzlichen Schutz für die Eier der Haupthenne bedeutet.

Für gewöhnlich werden die Eier bei Tage von der Henne und bei Nacht vom Hahn bebrütet. Zahlreiche Raubtiere, vor allem Schakale, Hyenen und Schmutzgeier, versuchen immer wieder, die brütenden Vögel vom Nest fortzulocken, um an die Eier zu gelangen. Nur zehn Prozent aller Gelege werden daher erfolgreich ausgebrütet.

Nach sechs Wochen schlüpfen die Küken. Sie tragen bereits ein hellbraunes Daunenkleid und sind Nestflüchter. Die Elternvögel fahren mit der Brutpflege fort, indem sie ihre Flügel über den Jungen ausbreiten, um sie so vor Sonne und Regen zu schützen. Im Alter von nur drei Tagen verlassen die Küken erstmals das Nest und folgen den Eltern überall hin. Gelegentlich treffen zwei Straussenpaare aufeinander. Dabei kommt es zu Drohgebärden und oft zu Kämpfen, bei denen ein Paar siegreich ist und anschliessend die Jungen des unterlegenen Paares übernimmt. Auf diese Weise kann ein starkes Paar etliche Junge anderer Paare um sich sammeln. In einem Fall wurde ein Straussenpaar mit 380 Küken beobachtet. Dieses Verhalten führt, wie das Ausbrüten der Eier der Nebenhennen, wiederum dazu, dass bei einem Angriff von Raubtieren mit höherer Wahrscheinlichkeit die fremden und nicht die eigenen Küken betroffen sind. Trotzdem vollenden nur etwa 15 Prozent der Küken ihr erstes Lebensjahr.

Mit drei Monaten wechseln die Jungen vom Daunen- zum Jugendkleid. Nach einem Jahr sind sie so gross wie die Elternvögel. Geschlechtsreif werden weibliche Strausse mit zwei Jahren. Männliche Jungstrausse tragen das Federkleid adulter Hähne bereits mit zwei Jahren. Fortpflanzungsfähig sind sie jedoch erst mit drei bis vier Jahren. Afrikanische Strausse haben eine Lebenserwartung von etwa 30 bis 40 Jahren. In Zoos erreichen sie auch ein Lebensalter von 50 Jahren oder mehr.

Stammesgeschichte und Systematik

Der Afrikanische Strauss ist die einzige lebende Art der Strausse (Struthionidae), von denen ansonsten nur fossile Arten bekannt sind. Welche andere Familie der Laufvögel als Schwestergruppe des Strausses ausgemacht werden kann, ist umstritten. Diskutiert werden die erst in jüngerer Zeit ausgestorbenen Elefantenvögel Madagaskars und die Nandus; bei Letzteren besteht bei vielen Zoologen die Überzeugung, dass sie ihre Ähnlichkeit zum Strauss in konvergenter Evolution erworben haben. Eine neuerdings wieder diskutierte Hypothese sieht als Schwestergruppe des Strausses ein gemeinsames Taxon von Nandus und Steisshühnern. Oft wird der Strauss als basales Taxon an der Wurzel der Laufvögel eingeordnet; hier gibt es jedoch zahlreiche andere Ansätze (Näheres siehe Laufvögel).

Fünf Unterarten werden für gewöhnlich unterschieden:

  • Der Nordafrikanische Strauss (Struthio camelus camelus) lebt in den Savannen Westafrikas und ist über die Sahelzone bis ins westliche ᅣthiopien verbreitet; nördlich der Sahara ist er ausgestorben.
  • Der Somali-Strauss (Struthio camelus molybdophanes) besiedelt Somalia und das östliche Äthiopien.
  • Der Massai-Strauss (Struthio camelus massaicus) lebt in Kenia und Tansania.
  • Der Südafrikanische Strauss (Struthio camelus australis) findet sich dagegen im südlichen Afrika.
  • Der heute ausgestorbene Arabische Strauss (Struthio camelus syriacus) lebte einst in Westasien.
  • Populationen der Westsahara wurden bisweilen als sechste Unterart abgetrennt, die Zwergstrauss (Struthio camelus spatzi) genannt wurde. Sie sind im Schnitt kleiner, und ihre Eierschalen haben eine andere Struktur. Von der Fachwelt wird diese Unterart grösstenteils abgelehnt. Ebenfalls angezweifelt wird die aufgrund von DNA-Analysen gelegentlich vorgenommene Abtrennung des Somali-Strausses als eigenständige Art (Struthio molybdophanes).

Unterschieden sind die einzelnen Unterarten vor allem durch die Farben der Hautpartien von Hals und Beinen der Hähne. Die Hennen der Unterarten sind dagegen kaum voneinander zu unterscheiden. Hals und Beine sind beim Nordafrikanischen Strauss, beim Massaistrauss und beim Südafrikanischen Strauss rosafarben, beim Somali-Strauss blaugrau. Die Intensität des Rosatons ist bei jeder Unterart verschieden. Der Nordafrikanische Strauss hat zudem einen Halsring aus weissen Federn, etwas weniger stark ausgeprägt findet man diesen auch beim Massai-Strauss; er fehlt beim Somali-Strauss und beim Südafrikanischen Strauss.

Fossilgeschichte

Der Ursprung der Familie der Straussenvögel ist rätselhaft. Als ältester Vertreter gilt manchen Fachleuten der so genannte Urstrauss Palaeotis weigelti, dessen Fossilien aus dem Eozän in der Grube Messel und im Geiseltal gefunden wurden. Dieses Tier zeigt nach neuen Erkenntnissen noch mehr Ähnlichkeiten mit den Nandus und könnte daher passender als „Urnandu“ benannt werden.

Vögel, die unbestritten zu den Straussen gehören, sind seit dem Mioz¦n belegt. Damit ist Struthio eine sehr alte Vogelgattung. Struthio orlovi aus dem Miozän Moldawiens ist die älteste bekannte Art. Im Plioz¦n lebten mehrere Arten in Asien, beispielsweise in der Mongolei und in Ostasien (Struthio chersonensis, Struthio mongolicus, Struthio wimani). Der Asiatische Strauss (Struthio asiaticus) lebte im Pleistoz¦n in den Steppen Zentralasiens. Im Pleistozän tauchte der heute lebende Afrikanische Strauss auf, dessen Verbreitungsgebiet während der letzten Eiszeit auch Spanien und Indien umfasste.

Strauss und Mensch

 

Neugierige Zuchtstrausse auf einer Farm in Baden-Württemberg

Die Beziehung des Menschen zum Strauss währt seit wenigstens 5000 Jahren. Sowohl altägyptische als auch mesopotamische Kunst zeigen, dass Straussenfedern bereits im frühen Altertum als Schmuck genutzt wurden. Eine Besonderheit der grossen, wallenden Federn ist ihre Symmetrie: Die Fahnen beiderseits vom Schaft sind gleich breit. Aus diesem Grund galten sie im alten Ägypten als Sinnbild für Gerechtigkeit.

Noch weiter geht die Beziehung in vielen Regionen Schwarzafrikas, wo Strausse Eingang in Rituale, Märchen und Fabeln gefunden haben. Einen praktischen Nutzen haben die Eier für die Khoisan, die sie als Trinkgefässe verwenden oder Halsbänder und Armreife aus den Schalen fertigen.

Erst als im 18. Jahrhundert Straussenfedern als Hutschmuck der reichen Damenwelt Europas in Mode kamen, begann die Jagd auf die Vögel solche Ausmasse anzunehmen, dass sie den Bestand der Art bedrohte. In Westasien, Nordafrika und Südafrika wurde der Strauss restlos ausgerottet. Erst im 19. Jahrhundert begann man, Strausse in Farmen zu züchten, da frei lebende Strausse extrem selten geworden waren. Die erste dieser Farmen entstand 1838 in Südafrika. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden immer mehr Straussenfarmen auch in Europa und Nordamerika eröffnet.

Heute spielen die Federn in der Straussenzucht kaum noch eine Rolle. Man züchtet die Strausse nun vor allem wegen ihres Fleisches und der graublauen Haut, aus der man Leder herstellt. Das cholesterinarme Fleisch des Strausses hat einen ganz eigenen Geschmack, der am ehesten mit Rindfleisch oder dem des Bison zu vergleichen ist.

Ein anderer Aspekt der Straussenzucht ist die bakteriostatische, hypoallergische und entzündungshemmende Wirkung des Straussenfetts. Es enthält einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die der Haut Feuchtigkeit spenden und so für Patienten mit Schuppenflechte, Neurodermitis und Akne geeignet sind. Schon seit Jahrhunderten behandeln die Menschen in Afrika Arthritis, Wunden und Geschwüre mit Straussenfett. In den USA, Australien und Südafrika wird es wiederum zur Behandlung von Muskelschmerzen und Gelenkentzündungen angewandt.

Als Reit- und Zugtiere werden Strausse erst in jüngerer Zeit als Touristenattraktion genutzt. Dies hat jedoch nirgendwo eine kulturelle Tradition.

Der Umgang mit Straussen ist nicht ungefährlich. Vor allem die Hähne sind während der Brutzeit angriffslustig. Eindringlinge werden dabei mit Fusstritten traktiert. Die Wucht und vor allem die scharfen Krallen können dabei zu schweren Verletzungen oder gar zum Tode führen.

Der Arabische Strauss wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Diese Unterart war in Palästina und Syrien noch bis zum Ersten Weltkrieg recht häufig, wurde dann aber durch motorisierte Jagden mit Schusswaffen vernichtet. Das letzte wild lebende Exemplar starb 1966 in Jordanien. 1973 setzte man Strausse in der Wüste Negev in Israel frei, wodurch sie inzwischen dort wieder heimisch sind. Es handelt sich jedoch um Nordafrikanische Strausse, also eine andere Unterart.

Die Art insgesamt ist nicht bedroht, da sie vor allem in Ostafrika noch häufig ist. Regional ist der Strauss jedoch selten, so in Westafrika und im Südwesten Afrikas.

 

Etymologie

Das Wort „Strauss“ stammt vom altgriechischen στρουθιων (strouthion), was soviel wie „grosser Spatz“ bedeutet. Die Griechen bezeichneten den Strauss auch als „Kamelspatz“, was den wissenschaftlichen Namen der Art, Struthio camelus, erklärt.

Auffallend ist, dass der Strauss in verschiedenen Sprachen den verdeutlichenden Zusatz „Vogel“ trägt. Dem deutschen „Vogel Strauss“ entspricht so der niederländische struisvogel und der schwedische fågeln struts. Die englische Bezeichnung ostrich, das französische autruche und das spanische avestruz gehen alle gleichermassen auf das lateinische avis struthio zurück – avis bedeutet ebenfalls nichts anderes als „Vogel“.